Susanne Thoma von Gasius Worx rief zusammen mit Oliver Frühschütz von den Gaswerksfreunden und dem Quartiersmanager Dr. Bernd Rebstein zu einem Netzwerktreffen unter dem Motto „Das Gaswerk gestalten“ auf. Am Freitag, dem 3.12., konnten sich Teilnehmende online zu einer Konferenz mit Talkgästen im Gaswerkmuseum hinzu schalten. Mit dabei waren neben den oben Erwähnten, Stefanie Kraut, Bildende Künstlerin, Andi Schindler, Audiokünstler und Tine Klink von der Umweltstation. In vier Runden ging es um die Fragen, wie am Gaswerk mehr Freiräume für die Eigeninitiative und die Mitgestaltung verschiedener Altersgruppen, sozialer Schichten und interkulturellen Hintergründe geschaffen werden können. Gasius Worx verfolgt einen soziokulturellen Ansatz. Das bedeutet, dass Künstler:innen gemeinsam mit Nichtkünstler:innen an Kunstproduktionen arbeiten. Hierfür sucht die Initiative weitere Netzwerkpartner:innen. Es geht um\’s Mitmachen und nicht nur um\’s Konsumieren – um Kultur von unten. Das Ziel ist die Teilhabe von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung und eine Einbindung von Anwohner:innen der umliegenden Stadtteile. Sehr deutlich wurde: Es muss ein fester Anlaufpunkt auf dem Gelände geschaffen werden, damit Bezüge zur Nachbarschaft entstehen können.
Der Livestream und die Online-Konferenz wurden durch das Neustart-Programm \“Kulturgemeinschaften\“, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder ermöglicht.
Am 2. Tag, am Samstag, waren Kulturschaffende aus dem Quartier eingeladen, sich bei einer Führung über die aktuellen Entwicklungen der Flächen und die Bedingungen für soziokulturelle Arbeit zu informieren. Das über 100 Jahre alte Bauensemble wird seit 2017 von den Stadtwerken Augsburg (swa) in Kooperation mit der Stadt Augsburg Schritt für Schritt zu einem Areal für die Kultur- und Kreativwirtschaft entwickelt. Aktuell wird an der „Musikbox“ gebaut, in der Bands ihre neue Heimat finden können. Sie wird im Mai im kommenden Jahr fertigstellt. Barbara Friedrichs, Popkultur-Beauftragte, erklärte, dass hier nicht nur Proberäume für die Bands entstehen, sondern auch ein Konzert- und ein Konferenzraum. Welche Wiesen und Gebäude zu welchem Preis für Ausstellungen und Events zu mieten sind, konnten die Teilnehmenden des Rundgangs von Reidar Nyreröd (swa) erfahren. Christian Käßmaier und René Ammann vom Stadtplanungsamt konnten außerdem Fragen zum Fortgang der Planungen und Arbeiten beantworten.
Thomas „Flonny“ Kluge und Werner Hartmann, die zum Team der Bob\’s Gastro und Veranstaltungs-Firma gehören, berichteten von den Plänen, das einstige Garagengebäude in ein Bistro mit täglichen Öffnungszeiten und mit Clubcharakter für kleine Konzerte umzuwandeln. Ebenso wollen sie einen großen Teleskop-Behälter als variablen Konzertsaal nutzen. Möglich wird das durch ein Konsortium von drei Firmen, wozu auch Stefan „Bob“ Meitinger gehört, der mit seinem Bob\’s Fast & Slowfood Lokal den Helmut-Haller-Platz beim Oberhauser Bahnhof positiv belebt. Weiterhin wollen sie auch in den nächsten Jahren das Festivalgelände bespielen, wenn wieder „Sommer am Kiez“ (kurz: SAK) angesagt ist. Den vergangenen Sommer haben sie hier in Kombination mit einem Biergarten bereits mit Bands und Solokünstlern trotz Corona einige Konzerte erfolgreich veranstaltet.
Ins Portalgebäude, wusste Susanne Thoma, zieht die bekannte Werbeagentur Elfgenpick ein, die auch für andere Kreative ein beachtenswertes Angebot haben: Ein Teil der Räume werden unter dem Konzept „Managed Offices“ vermietet. Zu einem abschließbaren Privat-Büro kommen gemeinsam genutzte Besprechungsräume, Kommunikationsflächen, eine Gemeinschafts-Küche und ein Live Streaming-Studio. WLAN und eine Kaffee-Flatrate sind inklusive. Start-ups, junge Unternehmen sowie freiberufliche Kreativschaffende können diese Büros mieten und Teil der Gaswerk-Kreativ-Community werden.
Fürs Staatstheater, das auch mit einem neuen großen Gebäude und der Brecht-Bühne auf dem Gaswerkgelände vertreten ist, sprach Maria Trump, in ihrer Funktion als künstlerische Produktionsleitung & Audience Development. Sie betonte dabei vor allem die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit allen Künstler:innen im Gaswerk. Solange das Stammhaus des Staatstheaters am Kennedy-Platz saniert wird, haben die Werkstätten, Bühnen und sogar ein eigener Ballettsaal auf 5.500 Quadratmetern hier ihren Platz. Das Staatstheater setzte den ersten Impuls für die Umnutzung des Gaswerks.
Für GasiusWorx zählt als Gaswerkquartier nicht nur das Gaswerk selbst. Auch die umliegenden Kreativstätten wie die Direktion in der Auerstraße, der Kulturpark, der Club \“Bombig\“ und das Tanzzentrum in der Gubener Straße, das Bob\’s am Helmut-Haller-Platz, das Jugendhaus h2o und der Mehrgenerationentreff im Bärenkeller sind mitgedacht. Hinzu kommen die Aktivitäten der Pfarreigemeinschaften, migrantischen Kulturvereine und die ARGEn der Stadtteilvereine. Beim Rundgang waren folglich auch Angelika Haselböck und Mechtild Enzinger von der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberhausen und Bärenkeller, wie auch Snewit Aujezdsky von der evangelischen Gemeinde St. Johannes in Oberhausen anwesend.
Der interessante Rundgang an einem kalten Tag endete im warmen Museum mit einem Catering durch „Kleine Speisen auf Reisen“ von Lina Mann, die auch als Fotografin und Mitarbeiterin beim Radio „Hör:Werk“ bekannt ist. Oliver Frühschütz und Jonas Holm von den Freunden des Gaswerks, die auch historische Führungen durchführen, konnten als Experten den Gästen die hier aufbewahrten historischen Gerätschaften, die zur Gasproduktion gehörten, bestens erklären. Mit der Graffiti-Künstlerin Franziska Hauber, die schon die originellen bunten Toiletten-Container auf dem Gaswerkgelände gestaltete, konnte noch eine Wand mit bunten Farben und Formen besprüht werden. „Gaswerk = Spasswerk“, schrieb der Autor und Musiker Arno Loeb darauf. Susanne Thoma meinte dazu lachend: „Ja, Kreativität auf dem Gaswerkgelände, verbunden mit Freude und Spaß, ist uns wichtig. Mit Gasius Worx gestalten wir Zugänge zu einer Quartiersentwicklung vielfältiger und erproben Vielfalt in der Gemeinschaft .“